Bundestagsrede zur Kita-Krise

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Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg:innen,  

vor wenigen Wochen habe ich die Fröbel Kita Augustastrolche in meinem Wahlkreis Berlin Steglitz-Zehlendorf besucht. „Kinderrepublik Deutschland“ heißt das großartige Projekt, an dem ich dort teilnehme. Kinder treffen Politiker*innen und machen sie zu Botschafter*innen für ihre Anliegen. Wir saßen also im Morgenkreis zusammen, und die Kinder haben mir beschrieben, was sie stört und was sie sich wünschen. Und neben dem Schwimmbad, das sie gern im Garten ihrer Kita hätten, waren das alles wirklich vernünftige Punkte: Von zu viel Müll auf den Straßen, der weggeräumt werden soll, bis hin zur Frage, warum die Straßen so zugeparkt sind, dass sie kaum sicher rüber kommen oder warum die Autos in den Wohngebieten so schnell fahren, dass die Kinder Angst davor haben. 

Ich hab erklärt, was wir da machen können als Politik, dass wir zum Beispiel mit dem Straßenverkehrsgesetz denen, die das vor Ort entscheiden, mehr Möglichkeiten geben, den Verkehr zu regeln – und zum Schwimmbad haben wir uns dann drauf verständigt, dass es vllt auch ein Planschbecken für den Sommer tut. 

Warum erzähle ich das alles? 

Weil es zeigt, wie viel Kinder schon sehr früh schon verstehen, wie früh sie schon eine eigene Meinung haben und durchaus in der Lage sind, Diskussionen zu führen – und welche wichtige Rolle dabei die Kita und die frühkindliche Bildung spielt. Die Erzieher*innen in dieser Kita – und auch in den vielen anderen Kitas und Kinderläden im Land, genauso wie die vielen Tageseltern, machen hier einen unfassbar wichtigen Job – nicht nur für die persönliche Entwicklung dieser Kinder, sondern auch für unsere Demokratie: Kinder, die früh lernen, dass ihre Stimme zählt, die werden sich auch im späteren Leben anders in unsere Gesellschaft einbringen können. 

Und: gute frühkindliche Bildung ist ein Schlüssel in der Bekämpfung der Bildungskrise unseres Landes. 

Es ist immer wieder beeindruckend, mit welchem Einsatz und Fachwissen die Erzieher*innen die frühkindliche Bildung vor Ort gestalten – und der Job, den Erzieher*innen und Tageseltern hier machen, ist so unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft – dafür gebührt Ihnen unser ganz herzlicher Dank!  

Und dennoch ist die frühkindliche Bildung gerade massiv unter Druck: Nicht nur die derzeitige Erkältungswelle macht die Situation für Kitaleitungen, Fachkräfte, Kinder und Eltern besonders herausfordernd. Auch ohne Krankheitsausfälle arbeiten Erzieher*innen am Limit, weil die Kitas personell häufig unterbesetzt sind. Der Fachkräftebedarf ist groß und das obwohl heute bereits 55 Prozent mehr Erzieher*innen in Kitas arbeiten als 2012, obwohl wir bereits 7300 zusätzliche Kitas haben und sich auch der Fachkräfteschlüssel bereits verbessert hat, das wie das Fachkräftebarometer des Deutschen Jugendinstituts zeigt. 

Und weil wir sowohl um die schwierige Situation in Kitas wissen als auch um den Zusammenhang von guter frühkindlicher Bildung, sozialer Herkunft und Bildungserfolg unterstützen wir als Ampelkoalition die Länder, indem wir in den Dreiklang aus Infrastruktur, Fachkräfte und Qualität investieren. Punkte, die auch die LINKE in ihrem Antrag fordert.  

Viele Forderungen aus dem Antrag sind wichtig und richtig, weswegen wir als Ampelkoalition davon auch schon viel umsetzen. Hier gilt wie so oft: auch wir würden gerne – wie die LINKE es fordert – von allem noch mehr machen.  

Dennoch: Unter den schwierigen haushalterischen Bedingungen setzen wir bereits Vieles um: Das Kitaqualitätsgesetz, das Startchancenprogramm, die Kindergrundsicherung, den Ganztagsausbau, die Fachkräftestrategie und das Chancenaufenthaltsgesetz. Mit diesem gut gefüllten Werkzeugkasten an umfangreichen Reformen, kümmern wir uns um gute Bedingungen in Kitas für die Erzieher*innen, Kinder und Eltern und damit natürlich auch für die Wirtschaft, die ebenfalls auf eine gute Betreuungssituation und gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen ist, die in unseren Kitas die ersten Schritte auf ihrem Bildungsweg gehen. 

Damit die Fachkräfte in den Kitas ihren Job in Zukunft wieder unter besseren Voraussetzungen machen können, damit alle Kinder eine so tolle Atmosphäre der Augenhöhe erleben wie bei den Augustastrolchen in meinem Wahlkreis, kann Ihnen zum Abschluss versprechen, wir als Bündnisgrüne arbeiten weiterhin daran, dass die Priorität – finanziell unterlegt – noch stärker auf Kinder, Familien und Bildung gelegt wird, und unterstützen damit nicht nur gute Arbeitsbedingungen vor Ort, sondern vor allem Bildungs- und Chancengerechtigkeit von Anfang an. 

Vielen Dank!